— Essay upon Projects: eine Klassikerinszenierung

Essay upon Projects

 

Elf Jahre Projektemacherei, elf Jahre in halbverlassenen Fussgängerzonen, elf Jahre schlecht bezahlt, elf Jahre zu wenig Schlaf. Da hilft nur noch die Klassiker-Inszenierung. 1697 schreibt Daniel Defoe auf der Flucht vor seinen Gläubigern – er hatte sich mit Zibetkatzen und Taucherglocken verspekuliert – den Essay upon Projects. Er entwirft die moderne Genossenschaft, das Bankwesen, die Versicherung und das Wettbüro. Sie erscheinen wie Luftschlösser, wie Pläne für soziale Skulpturen, Verschaltungen der Vielen. Hochtrabend, besserwisserisch, hochstaplerisch, wie die Pläne eines Verliebten. Verliebt in die Wirklichkeit und verliebt in die Möglichkeit, rasend verliebt, und dabei immer schon bankrott. All diese Luftschlösser sind Wirklichkeit geworden. Nach Defoe, ohne Defoe, nicht einmal auf der Basis seiner Entwürfe. Von anderen realisiert. Genau so soll unsere Arbeit sein. Genau so. Und kein bisschen anders. Dreihundertsiebzehn Jahre Projektemacherei. geheimagentur inszeniert Defoe.

Gefördert von der Kulturbehörde Hamburg und dem Fonds Darstellende Künste.


Partizipation ist ein Pyramidensystem

defoe pyramid

„Der Projektemacher beschwört die Größe der Möglichkeit, die Zukunft der Sache, so lange, bis die vielen nach seiner Pfeife tanzen. Er verspricht ihnen Genuss und Gewinn. Und zwar zu Recht, denn die in der ersten und zweiten und dritten Reihe feiern mit. Sie werden selbst zu Projektemachern und beschwören die Größe der Sache so lange, bis andere nach ihrer Pfeife tanzen. Und dann irgendwann fällt es denen in der vierten Reihe nicht mehr so leicht, ihr Engagement eingelöst zu sehen. Und das ist der Moment, in dem der Projektemacher die Stadt bereits verlassen haben muss. Partizipation ist ein Pyramidensystem. Teilhabe ist Betrug.“

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