geheimagentur

Die Wunder-Annahmestelle, die Alibi-Agentur, das Casino of Tricks, die Versammlung der echten und anderen Piraten, die Schwarzbank, das Wettbüro, das alternative Kreuzfahrtterminal, Women of the Seven Seas – die geheimagentur produziert Einrichtungen und Situationen, die wie Fiktionen erscheinen und dann doch die Realitätsprüfung bestehen. Die Performances der geheimagentur lassen eine andere Realität im Kleinen entstehen, öffnen Fluchtwege aus den Ökonomien der Verknappung und forschen mithilfe des Unwahrscheinlichkeitsdrives. Die geheimagentur arbeitet anonym. Sie ist ein freies Label, ein offenes Kollektiv und der Versuch einer praktischen “art of being many“.

The Get-Away-Gala, 2009

„Book your next escape on britishairways.com!“– Ferien sind Flucht. Wir flüchten aus unbefriedigenden Wirtschaftsverhältnissen, wir wollen raus aus der Arbeit, der alltäglichen Verknappung von Geld, Zeit, Leben: Wir sind Wirtschaftsflüchtlinge. Doch kaum sind wir raus, sind wir schon wieder drinnen: An den Pool kommt man nur mit Chip-Karte, die meisten netten Locals müssen uns was verkaufen und wir verwandeln uns umgehend in Agenten „touristischer Erschließung“. Die Tourismus-Industrie ist eine Schlepperbande, die aus unseren Fluchtimpulsen ein Geschäft macht.Zugleich ist Tourismus aber auch ein bisschen wie Theater: Resorts sind quasi die Musicals unter den touristischen Angeboten; die Tipps aus dem Reiseführer die Handlungsanweisungen der Performance Art. Höchste Zeit also, die „Tourism Art“ zu erfinden und mit ihr neue Fluchtwege.
In der Lecture Performance GET-AWAY-GALA 01 präsentierte die geheimagentur ihre Recherche auf der vietnamesischen Insel Phu Quoc und veranstaltete einen Crashkurs in Tourism Art – und zum Schluß wurden dann noch Stipendien für Forschungsreisen in einen anderen Tourismus vergeben. Als alle zwei Wochen später wieder zurück waren, wurde in GET-AWAY-GALA 02 Urlaub als Kunstform gefeiert: in einer Reisemesse für Tourism Art konnten sich Besucher über Reiseziele wie Kreta, Island, Lampedusa oder den Sonnenstrand informieren, und damit über Urlaub in der Wirtschaftskrise, über die Geschichte der bulgarischen Tourismusindustrie oder die Möglichkeiten einer Solidarisierung von Tourist_innen und Migrant_innen. [Und auch GET-AWAY-GALA 02 endete wieder mit der Verlosung eines Reisestipendiums für angehende Tourismuskünstler_innen.]

Sommerfestival Kampnagel Hamburg, August 2009