— Forderungen der 1. Hamburger Seefrauenparade

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Am 22. August 2021 fährt von 15 bis 19 Uhr die erste Seefrauenparade durch Hamburgs Hafen. Genaue Informationen zur Route und zu den Teilnahmemöglichkeiten findet Ihr hier.

Die erste Hamburger Seefrauenparade will die Anliegen von Hamburger Seefrauen sichtbar und hörbar und spürbar machen. Sie basiert auf einer Vernetzung von fast 100 Hamburger Seefrauen – Kapitäninnen und Freizeitkapitäninnen, Bewohnerinnen des Hamburger Hafens, Künstlerinnen und Forscherinnen auf dem Wasser, Aktivistinnen, die sich für einen anderen Hafen und eine andere Seefahrt einsetzen, Mitarbeiterinnen von Hafenbetrieben und ihren Familien. Sie alle haben sich, hier und dort, im Vorfeld getroffen und Erfahrungen ausgetauscht. Im Sinne dieses Austauschs fordern wir, die Frauen der ersten Hamburger Seefrauenparade, das Recht von Frauen auf einen gleichen Anteil am maritimen Leben, das Recht auf gleiche Mitsprache in allen maritimen Fragen, das Recht auf Meer.

Wir fordern die Stadt Hamburg auf, endlich aktiv gegen den strukturellen Ausschluss von Frauen aus dem maritimen Leben vorzugehen:
Das heißt ganz konkret:

Wir fordern eine Initiative für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
und gezielte Maßnahmen gegen Diskriminierung von Frauen in allen Hafenbetrieben.

Wir fordern alle Hamburger Redereien und insbesondere den Riesen Hapag-Lloyd, der mehrheitlich der Stadt Hamburg gehört auf, female crew bevorzugt einzustellen und einen Teil ihrer Schiffe mit all female crews zu besetzen.

Wir fordern Access Points, Anlegerstrukturen, die Frauen auf dem Wasser explizit fördern und in den Vordergrund rücken.
Wir fordern – im Namen all der im Hafen engagierten Künstlerinnen und Forscherinnen – unser Recht auf Hafen, einen freien Hafen. Und das heißt konkret: wir fordern die Bereitstellung von Wasserflächen als experimentelle Flächen für Kunst und Forschung, für urbane Kultur und Zivilgesellschaft auf dem Wasser. Für schwimmende Ateliers im Tidenhub. Wir fordern endlich Freiräume und die Bereitstellung öffentlicher Mittel damit Hamburger Seefrauen, diese Wasserflächen und zugleich ihre eigenes Leben und Arbeiten auf dem Wasser entwickeln können.

Denn bei unseren seit Jahrhunderten überfälligen Schritten, uns ins maritime Leben einzuschalten, in Hamburgs Hafen, wollen wir uns nicht mehr verstecken. Vor niemandem, auch nicht vor der allmächtigen Hamburg Port Authority, die gleich da drüben residiert im alten Speicher mit goldenen Lettern und die Hamburgs Hafen beherrscht wie ein Patriarch sein Fürstentum.

Wir wollen uns nicht mehr verstecken, im Gegenteil, wir werden jetzt laut, wir sind jetzt dran:

Die Hamburger Seefrauen brauchen Zugang zum Wasser, sie brauchen Platz, sie brauchen Experimentierfelder zum Forschen, Lernen und Vermitteln. Sie brauchen Anerkennung und sie brauchen, – wie alle Seeleute – endlich Unterstützung statt paternalistischer Bevormundung.

Wir, die Frauen der ersten Hamburger Seefrauenparade fordern Mitsprache auf See. Die Geschichte der Meere war lang genug eine Geschichte der Männer, eine Geschichte des Krieges, der Ausbeutung und der Zerstörung. Wir fordern ein Ende der Gewalttaten des maritimen Patriarchats – wir fordern einen Hamburger Hafen, der für faire internationale Beziehungen, für Seenotrettung, für Nachhaltigkeit und Frieden steht. Einen Hafen ohne Rüstungsexporte, einen Hafen, der tatsächlich allen offen steht, einen Hafen, der seine koloniale Geschichte annimmt und Migration als eine Chance begreift, sich endlich zu dekolonialisieren.


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